Selbstverständnis

Das Netzwerk Queere Schwangerschaften hat sich Anfang 2020 gegründet mit dem Ziel, die Erfahrungswelten von queeren Schwangeren sichtbarer zu machen und ihre Lebenssituation zu verbessern. Dazu gehört auch eine rechtliche Gleichstellung queerer Menschen, insbesondere in Bezug auf Schwangerschaft und Elternschaft. Wir sind ein Zusammenschluss von Einzelpersonen, die sich aus unterschiedlichen Gründen und Perspektiven mit queerer Schwangerschaft auseinandersetzen.

Mit dem Begriff „Queere Schwangerschaften“ beschreiben wir Schwangerschaften von Personen, die außerhalb von hetero cis endogeschlechtlichen1 Normen positioniert sind. Aus unserer Beobachtung heraus kommt den Perspektiven dieser Personen gesellschaftlich bislang kaum Aufmerksamkeit zu und queere Personen erleben nach wie vor Diskriminierung in Hinblick auf Familienplanung und Schwangerschaft. Ihnen wird durch rechtliche Regelungen und soziale Normierungen der Zugang zu Schwangerschaft erschwert, sie kommen in öffentlichen Debatten zu Schwangerschaft und Familienplanung kaum vor und werden in der geburtshilflichen Versorgung benachteiligt: Fachpersonal im Bereich der Geburtshilfe fehlt es oft sowohl an Bewusstsein für die spezifischen Bedürfnisse von queeren Personen als auch an medizinischem Wissen über queerspezifische geburtshilfliche Themen.

Ziele unseres Netzwerks sind daher

  • die Bestärkung und Ermächtigung queerer Personen, die schwanger sind, waren oder werden (wollen),
  • Informationen und Vernetzungsmöglichkeiten für queere Personen, die schwanger sind, waren oder werden (wollen),
  • die Sichtbarmachung queerer Erfahrungen, Erzählungen, Bilder und Rollen in Bezug auf Schwangerschaft,
  • die Verbesserung der Lebenssituation, insbesondere der Gesundheitsversorgung, von queeren Personen mit Schwangerschaftserfahrung und
  • die Sensibilisierung von Professionellen in der Geburtshilfe, um die Versorgung queerer Schwangerer zu verbessern.
  • die Belange von queeren Personen, die schwanger sind, waren oder werden (wollen), fortwährend in politische Debatten einbringen und politische Entscheidungsträger*innen entsprechend zum Handeln auffordern

Wir möchten außerdem allgemeine Missstände im Geburtshilfesystem in den Blick nehmen, die durch andere gesellschaftliche Machtverhältnisse hervorgerufen werden und damit nicht nur queere Schwangere betreffen, sondern auch andere Personen, die schwanger sind, waren oder werden (wollen).

Wir setzen uns ein für eine Gesellschaft, in der unterschiedlichste Familienkonstellationen und Formen von Elternschaft anerkannt werden und Sichtbarkeit erfahren. In diesem Zusammenhang wollen wir dominierende Erzählungen von genetischer Verwandtschaft und unbeschränktem Recht auf Fortpflanzung kritisch reflektieren. Auch möchten wir uns thematisch nicht auf Schwangerschaften und Elternschaften beschränken, die (zum Teil) mit einem Gebär- oder Kinderwunsch einhergehen, sondern wollen verschiedenste Schwangerschaftserfahrungen – dazu zählen auch Fehlgeburten oder Abbrüche – einbeziehen.

  1. Wir benutzen cis endogeschlechtlich zur Bezeichnung von Menschen die weder inter* noch trans* sind, also Menschen deren Körper den normativen Vorstellungen von weiblich und männlich entsprechen, die bei Geburt als weiblich oder männlich kategorisiert wurden und sich ein Leben lang damit identifizieren. ↩︎